Die Coburger Wurmkiste

 
Mit einer Wurmkiste kann Bio-Hausmüll auf kleinsten Raum kompostiert werden. Im Interview erklärt Gärtner Stefan von Graevenitz, worauf es dabei ankommt. 

Eine Wurmkiste ist für all diejenigen, die ihren Bio-Hausmüll kompostieren möchten und keinen Garten haben, in dem Platz für einen Komposthaufen ist.  In Kooperation mit dem Coburger Entsorgungs- und Baubetrieb CEB bieten wir in den kommenden Wochen Workshops im CREAPOLIS Makerspace an, bei denen Wurmkisten unter Anleitung gebaut werden – wir stellen den Platz und der CEB das Material. Die Workshops sind bereits ausgebucht.  Damit trotzdem jeder die Möglichkeit hat, eine eigene Wurmkiste zu bauen, stellen wir zeitnah eine Anleitung online.

Bei unserer Infoveranstaltung hat Gärtner Stefan von Graevenitz einen Impulsvortrag zum Thema Wurmkiste gehalten. Wir haben die wichtigsten Informationen noch einmal in einem kurzen Interview mit ihm zusammengefasst: 

Wie kam es, dass Du dich mit dem Thema Wurmkiste auseinandergesetzt hast?
Stefan: Zuerst habe ich eine Wurmkiste bei einer Freundin gesehen, die sie zur Wurmproduktion für ihr Angelhobby benutzte. Kompost und Sickersaft waren da eher sekundär. Ich selbst beschäftige mich als Berufsgärtner eher mit Kompostierung im größeren Maßstab, finde aber, dass die Wurmkiste eine gute Möglichkeit bietet, auch auf einem Balkon oder in einer Wohnung auf angenehme Art Abfälle zu verwerten und, dass dabei ein guter Benefit herauskommt. 

Könntest Du in ein paar Sätzen beschreiben, wie eine Wurmkiste funktioniert?
In einer Wurmkiste werden bei relativ geringer Prozesswärme und geruchsarm Gruenabfälle aus der Küche mithilfe von zwei Wurmarten zu Humus und sogenannten "Wurmtee", sprich Sickersaft umgewandelt. Die Wurmkiste riecht bei richtigen Betrieb weit weniger als ein Bioabfalleimer, vielmehr hat sie das Aroma von Walderde. Die Produkte der Kompostierung können als Dünger und Substrat für Balkon-, Garten- und Zimmerpflanzen Verwendung finden. Aus zehn Kilo Gruenabfällen entsteht etwa ein Kilo Kompost.

Den Würmern geht es bei Temperaturen zwischen 4° und 25° am besten – wie kann ich als Besitzer einer Wurmkiste gewährleisten, dass diese Temperaturen in der Wurmkiste in diesem Bereich bleiben?
Die erforderlichen Temperaturen werden in jeder Küche, Wirtschaftsraum (oder Keller) erreicht. Natürlich kann man die Kiste auch im Freien betreiben, allerdings setzen die Würmer dann eben nicht das ganze Jahr um. Doch, wie bereits erwähnt, spricht eigentlich nichts gegen einen Betrieb in der Küche oder Abstellkammer, sofern man ein paar Grundregeln der Wurmpflege beachtet.

Bestimmte Bio-Hausmüll-Reste sind nicht für die Wurmkiste geeignet. Kannst Du kurz zusammenfassen, was die Würmer verwerten können und was nicht?
Generell sind alle Grünabfälle, einschließlich Tee und Kaffeesatz geeignet, um die Würmer zu füttern. Die Wurmnahrung sollte stets kleinteilig und etwas feucht sein. Als Faseranteil werden im Regelfall Zeitungsschnipsel oder Karton verwendet, Heu oder Stroh geht natürlich auch. Hochglanz- und chlorgebleichtes Papier ist ungeeignet. Eine Ausnahme bilden auch die Schalen von Zitrusfrüchten, die werden eher schlecht verwertet. Backwaren, gekochtes Essen oder Fleisch haben in der Wurmkiste nichts zu suchen.

Muss ich Angst haben, dass die Würmer aus der Kiste raus kriechen?
Die Würmer bleiben dort, wo es etwas zu fressen gibt und verlassen die Kiste nicht freiwillig. Sollten Sie jedoch mehrere Wochen in den Urlaub fahren, sorgen Sie dafür, dass ab und zu gefüttert wird, bevor die Tiere Lust auf eine kleine Expedition in Ihre Wohnung bekommen. In den ersten Tagen des Betriebs sind die Würmer naturgemäß etwas neugieriger. Da Würmer lichtscheu sind, kann man die Tiere aber mit einer kleinen nächtlichen Beleuchtung der Kiste gut in Schach halten. 

Wenn meine Wurmkiste fertig gebaut ist, was benötige ich dann, um durchzustarten und wo bekomme ich Kompostwürmer her?
Als Startsubstrat dient normalerweise spezielles Wurmsubstrat, Kokohum, fertiger Kompost oder ungedüngter Torf, den ich aus Umweltschutzgründen aber nicht empfehlen möchte. Ein spezielles Substrat, das im Fachversand erhältlich ist, oder Gartenkompost haben den Vorteil, dass sie bereits mit weiteren Mikroorganismen geimpft sind, die der Biologie der Würmer zuträglich sind. Auf die Versorgung der Tiere mit Mineralstoffen sollte unbedingt geachtet werden. Gelegentlich eine kleine Menge Gesteinsmehl und feingemahlener Kalk sind essentiell. Auch Eierschalen können verfüttern werden, allerdings müssen diese vorher gemörsert werden, denn Würmer haben keine Zähne. 

Sind der Kompost und der Wurmtee, die entstehen, für alle Pflanzen geeignet?
Den Wurmtee und den Kompost kann man als mittelstarken organischen Dünger ansehen und auch so verwenden. Wurmtee würde ich immer vor der Anwendung 1:10 verdünnen. Es kommt natürlich darauf an, welche Pflanze gegossen oder mit Humus versorgt wird. Eine Pelargonie oder Gartengemüse wird deutlich mehr Düngesalze vertragen als eine Orchidee.     

 Autorin: Cindy Dötschel, 17. April 2024

 

 

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